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Ist
ihr Haus wirklich winddicht?
Von vielen
unbemerkt wurde mit Einführung der zur Zeit gültigen Wärmeschutzverordnung
95 die den Umfang der Wärmedämmung regelt auch ein Standard für die Luftdichtheit
von Gebäuden eingeführt. Dieser ist in der DIN V 4108-7 geregelt und schreibt
für Gebäude Grenzwerte für den Luftwechsel vor. Übergeordnetes Ziel ist
es dabei die Energieverluste eines Gebäudes durch Lüftung (ca. 30 % des
Gesamtverbrauchs) zu reduzieren.
Grenzwerte
Diese Grenzwerte
fordern für Gebäude mit freier Lüftung durch Fenster einen maximal 3-fachen
Luftaustausch des gesamten Innenraumvolumens in einer Stunde. Bei Gebäuden
mit kontrollierter Lüftung sogar einen 1-fachen Luftwechsel! Gemessen
wird diese Luftwechselrate bei einer Druckdifferenz (innen - außen) von
50 Pascal. Man nennt den ermittelten Wert der Luftwechselrate auch n50-
Wert. Die Meßbedingungen während eines Luftdichtheitstestes (Blower-Door)
simulieren die Verhältnisse in einem Gebäude während eines Sturms der
Windstärke 5 6. Dieser künstliche Sturm wird mittels eines kräftigen
Gebläses erzeugt, welches in einem Rahmen aus Segeltuch eingebaut ist
und in ein Fenster oder eine Außentüre luftdicht eingespannt wird. Bei
Luftmengen bis zu 5500 m3/h wird dann der Druckunterschied zwischen Außen-
und Innenraum gemessen. Der Druckunterschied in Abhängigkeit zur Fördermenge
des Ventilator wird zu dem Gebäudeinnenvolumen in Beziehung gesetzt und
erlaubt so Rückschlüsse auf die Luftdichtheit der Außenhülle.
Vorteile
der dichten Hülle
Eine luftdichte
Außenhülle ist aus folgenden Gründen erstrebenswert:
- Energieeffizienz
Man hat nämlich durch Versuche festgestellt das die Qualität einer Wärmedämmung
nicht nur von der Dämmstärke und dem Wärmeleitwert (Maß für die Dämmstoffqualität)
abhängt, sondern auch zu einem nicht unerheblichen Teil von dem Fachgerechten
Einbau der Dämmung in einem zugluftfreien Kontext.
-
Vermeidung von Bauschäden
Das
unkontrollierte Entweichen z.B. von warmer feuchter Innenluft durch
die Ebene der Wärmedämmung wegen mangelhafter Luftdichtung mindert nicht
nur die Funktionsfähigkeit der Dämmung durch kondensierende Luftfeuchte
sondern kann auf Dauer auch zu ernsthaften Bauschäden führen.
- Komfortgewinn
Das
Vermeiden von Zugluft in einem Gebäude erhöht das Wohlbefinden. So fühlt
man sich in Räumen ohne Durchzug während der Heizperiode schon bei geringeren
Temperaturen wohl (was dann auch zu einer Senkung der Energiekosten
führt). Weiterhin wird eine effektive Nutzung der Räume ermöglicht (ohne
Sicherheitsabstand vor zugigen Fenstern und Türen). Ein weiterer Vorteil
ist die Verbesserung des sommerlichen Wärmeschutzes. Die Räume können
die Kühle der Nacht länger im Haus behalten, so das auch tagsüber angenehme
Temperaturen herrschen.
-
Sicherheit vor gesundheitsschädlichen Baustoffen
Die Durchströmung von Dach und Wandaufbauten besonders bei “Nicht-Ökohäusern³
kann ungesunde Fasern und Feinstäube und Sporen ins Hausinnere transportieren
und dort langfristig zu Krankheiten wie z.B. dem Sick-BuildingSyndrom
führen. Anhand dieser kurzen Auflistung wird schon deutlich, wie sinnvoll
es ist, diesem Thema genügend Aufmerksamkeit zu schenken. Der Alltag
am Bau macht deutlich, wie schwierig Luftdichtheit zu vermitteln ist
und wie schwer sich die am Bau Beteiligten mit der Umsetzung tun. So
sind Hilfsmittel wie der Blower-Door Test in Verbindung mit Strömungsmessungen
oder der Infrarot-Thermographie hilfreich um Undichtheiten der Gebäudehülle
sichtbar und damit nachvollziehbar zu machen. Damit es aber nicht notwendig
wird, aufwendig nachzubessern, ist es für Bauherren und Handwerker am
Besten sich frühzeitig darüber zu informieren, welche Materialien und
Ausführungsdetails geeignet sind um die Hüllflächen eines Gebäudes luftdicht
herzustellen. Die Verantwortung für das Endresultat liegt bei Bauherr
und Handwerker zu gleichen Teilen. Denn es ist äußerst unbefriedigend,
sich nach Bauabschluß (oder sogar im Schadensfall) auf nicht eingehaltene
Normen und Vorschriften zu berufen und eine Nachbesserung zu verlangen,
ohne sich vor Beginn der Bauarbeiten über die notwendige Art und Weise
der Ausführung und deren Reihenfolge informiert zu haben.
Informationen
für Interessierte
Der ökologische
Fachhandel hält umfangreiches Infomaterial zum Thema Luftdichtheit z.
B. von Herstellern von Pappen und Klebebändern bereit. Beim Impuls-Programm
Hessen kann die informative Broschüre "Luftdichtheit der Gebäudehülle-
Probleme und Lösungen" bestellt werden (Tel. 0615 1- 13 85 13). Wo die
häufigsten Schwachstellen bei Häusern auftreten können und wie Sie vermieden
werden können, wird ausführlich in der nächsten Ausgabe behandelt.
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