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11.04.2005
REGIERUNGSPLÄNE
Geht es nach Hans Eichel, ist das Ende steuersparender Beteiligungsmodelle eingeläutet. Der
Finanzminister will die steuerliche Begünstigung von Verlustzuweisungen abschaffen und so
Milliardeneinbußen aus der Reform der Körperschaftsteuer ausgleichen. Die Fondsbranche tobt - und
wirft Eichel vor, falsche Zahlen zu verbreiten.
Berlin - Die geplante Senkung der Körperschaftsteuer will Bundesfinanzminister Hans Eichel (SPD) zu
einem großen Teil durch den sofortigen Stopp von Steuersparmodellen finanzieren. Wie das
"Handelsblatt" nun berichtet, will Eichel dadurch 2006 rund 3,5 Milliarden Euro einnehmen - deutlich
mehr als bislang erwartet.
Steuersparmodelle: Finanzminister Hans Eichel will sie rückwirkend zum 18. März stoppen
Voraussetzung dafür sei allerdings, dass sich Regierung und Opposition schnell auf die Änderung der
Steuergesetze einigen: Dann könnten die Steuersparmodelle bereits für das laufende Jahr gestoppt
werden, und zwar rückwirkend ab dem 18. März, dem Tag nach dem Job-Gipfel und der
entsprechenden Regierungserklärung des Kanzlers im Bundestag.
Für Anleger dürfte das die bislang beliebten geschlossenen Beteiligungsmodelle schlagartig
unattraktiv machen. Denn Eichel will die Verlustzuweisungen aus Film-, Videospiel- und Schiffsfonds,
aber auch aus Windkraftanlagen, geschlossenen Immobilienfonds, Leasing- und
Wertpapierhandelsfonds nicht länger steuerlich begünstigen. Das Vorgehen, heißt es aus Berlin, richte
sich ausdrücklich nicht gegen Fonds, die auf Gewinnerzielung ausgerichtet sind, also beispielsweise
Private-Equity-Publikumsfonds oder Lebensversicherungsfonds.
Vielmehr gehe es um Beteiligungsmodelle, die vorrangig der Steuerersparnis dienten. Eichels Entwurf
sieht vor, dass Verluste aus diesen Beteiligungen künftig nur noch innerhalb der Fonds verrechenbar
sein sollen. Ein steuermindernder Effekt fiele damit weg.
"Das ist eine Unverschämtheit"
Die deutsche Fondsbranche läuft gegen diese Pläne Sturm. "Herr Eichel will hier heimlich, per
Verwaltungsanweisung, Fakten schaffen, ohne dass die Betroffenen gehört werden", sagte der
Geschäftsführer des Münchener VIP Medienfonds, Andreas Schmidt, der "Financial Times
Deutschland". "Das ist eine Unverschämtheit."
Die Zahl von rund 3,5 Milliarden Euro Steuermehreinnahmen kritisieren die Fondsanbieter als viel zu
hoch gegriffen. Schließlich, so betont Michael Oehme, Vorstand des Verbands Deutscher
Medienfonds, habe die Branche im vergangenen Jahr lediglich 1,5 Milliarden Euro Anlegergeld
eingesammelt. Daher betrage der Steuereffekt maximal 750 Millionen Euro. Der Verband sprach von
blindem Aktionismus. Der Chef des Branchenführers VIP Vermögens-beratung, Andreas Schmid, warf
der Bundesregierung vor, mit falschen Zahlen ein Feindbild aufzubauen.
In der Berliner Opposition stoßen Eichels Pläne unterdessen "nicht prinzipiell auf Widerstand", sagte
Unions-Fraktionsvize Michael Meister (CDU) dem Handelsblatt. "Wir müssen allerdings genau
hinschauen, wo die Grenze zwischen sinnvollen Fonds und reinen Steuersparmodellen verläuft".
Der Fondsanalyst Stefan Loipfinger warnte hingegen: Wenn die Steuerpläne so umgesetzt würden,
werde die Branche auf ein Zehntel ihres Volumens schrumpfen. "Dann wird es Medienfonds so gut
wie nicht mehr geben."
Quelle:Manager-Magazin.de
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