Zwischen 1996 und 2002 hat sich der Luftgehalt von Stickstoffdioxid über den industrialisierten Gebieten von China verdoppelt. Gleichzeitig verbesserte sich die Luftqualität über Europa und Teilen der USA. Dies ergaben Messungen des vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) betriebenen Atmosphärensensors Sciamachy sowie des Satelliteninstruments GOME. Die Daten wurden von Wissenschaftlern der Universität Bremen, des Max-Planck-Instituts in Hamburg und des französischen CNRS (Centre National de la Recherche Scientifique) ausgewertet und interpretiert.
Die am 01. September in der renommierten Fachzeitschrift Nature veröffentlichte Studie zeigt, dass das rasante Wachstum der chinesischen Wirtschaft zu einem Anstieg des Luftschadstoffes Stickstoffdioxid geführt hat und sich dadurch die Luftqualität in China dramatisch verschlechtert. Der beobachtete Trend lässt darauf schließen, dass sich der Anstieg voraussichtlich weiter fortsetzen wird. Gleichzeitig stellten die Wissenschaftler fest, dass die Konzentrationen von Stickstoffdioxid in den meisten Industrieländern stagnieren oder sogar deutlich abnahmen. Dies ist auf die in den vergangenen Jahren umgesetzten Maßnahmen zur Reduktion der Emissionen zum Beispiel in Kraftwerken und Automotoren sowie auf den Einsatz sauberer Brennstoffe zurückzuführen. In der Studie wird hervorgehoben, dass bisherige Prognosen für China den Anstieg des Stickstoffdioxids deutlich unterschätzten. Das liegt vermutlich daran, dass nicht alle Emissionsquellen vollständig erfasst sind. Satellitendaten helfen hier, die Emissionsquellen besser zu erfassen.
Chinas Bevölkerung hat sich in den letzten 100 Jahren mehr als verdoppelt: In dem Land leben mit rund 1,3 Milliarden Einwohnern etwa 20 Prozent der Weltbevölkerung. China ist die drittgrößte Volkswirtschaft der Erde und wies zwischen 1999 und 2003 ein Wirtschaftswachstum von durchschnittlich acht Prozent pro Jahr auf. Der Energieverbrauch wächst stark, liegt zurzeit pro Person jedoch erst bei etwa einem Neuntel des Wertes der USA. Die Anzahl der Fahrzeuge pro Person liegt ebenfalls weit unter dem Weltdurchschnitt, hat sich aber zwischen 1995 und 2002 auf 20,5 Millionen verdoppelt.