Die zukünftigen Koalitionsparteien haben sich in Berlin auf eine Neuausrichtung in der grünen Gentechnik geeinigt. Bauern, die Gen-Pflanzen anbauen, sollen für die Verunreinigung von Nachbarfeldern nur noch haften, wenn ihnen ein persönliches Verschulden nachgewiesen werden kann.
In allen anderen Fällen soll ein Haftungsfonds den Schaden regeln. Henning Strodthoff, Gentechnikexperte bei Greenpeace, kommentiert den Beschluss der Arbeitsgruppe Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft.
Der Beschluss der Koalitionsarbeitsgruppe ist leider ein wichtiger Punktsieg für die Gentechnik-Lobby. Er gefährdet die Zukunft der gentechnikfreien Landwirtschaft in Deutschland, weil er Gen-Bauern unverhältnismäßig schützt. Wenn künftig nicht mehr die Gen-Bauern, sondern ein Fonds für Schäden haftet, werden Gen-Bauern faktisch aus der Verantwortung für den Schutz benachbarter Flächen entlassen. Sie bekommen einen Freibrief für den Anbau von Gen-Pflanzen.
In den meisten Fällen wird man nicht nachweisen können, von welchem Feld beispielsweise eine Verunreinigung durch Gen-Mais herrührt, der Verursacher bleibt im Dunkeln. Bisher muss ein Gen-Bauer damit rechnen, für Schäden persönlich zu haften, und wird entsprechend vorsichtig sein. Künftig würde er keine Haftung mehr übernehmen. Mit dem Vorschlag der Koalitionäre würde der Anbau von Gen-Mais in Deutschland gefördert. Die gentechnikfreie Landwirtschaft und damit auch die Wahlfreiheit der Verbraucher hätten das Nachsehen.